Zeitgemäße Projektbeispiele


„Die Menschen glauben den Augen mehr als den Ohren.
Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziele führt.“  (Seneca)

Ziel der Initiative Baukultur Eifel ist es, durch die Präsentation und die Beschreibung gebauter Projektbeispiele aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm Anregungen zu geben.

Die  ausgewählten Projekte sollen zur Auseinandersetzung mit Architektur und Baukultur beitragen und zum Nachdenken über ein regionalbezogenes Bauen im Eifelkreis Bitburg-Prüm führen.

Gleichzeitig sollen die Beispiele belegen, dass es auch bei Neubauten gelingen kann, an der regionalen Bautradition anzuknüpfen und diese innovativ und heutigen Wohn- und Lebensansprüchen genügend, weiterzuentwickeln. Neu und Alt müssen keine Widersprüche darstellen. Das unveränderte Kopieren und  nachbauen überkommener Haustypen oder die Übernahme ästhetischer Konzepte ist nicht das Ziel.

Vielmehr gilt es, sich mit dem jeweiligen Ort auseinanderzusetzen und die regionale Bautradition sowie örtlichen tradierten Bau- und Architekturformen und deren Qualitäten, die Harmonie und Verbundenheit mit der umgebenden Landschaft, die Wiedererkennbarkeit und die Einmaligkeit zu erkennen und diese als Anregung und Stimulanz für eine kreative und moderne Architektur zu verstehen.


Zitate und Aussagen von Architekten zu regionalbezogenem Bauen:

Regionaltypisches Bauen ist für den Architekten Bernd Olk vom Büro b+architectes, Luxemburg: „Analyse der gewachsenen Strukturen im Hinblick auf: Dichte, Gebäudestellung, -volumina und Anzahl der Geschosse, auf Baumaterialien und Formensprache.“ Neue Konzepte sind für ihn die zeitgemäße und vielleicht auch zukunftsweisende Weiterentwicklung der regionalen Architektur. „In der Hauptsache bedeutet es für mich ‚Identitätserhalt der Region‘ ohne Stillstand.“

Für den Architekten Dietmar Geimer aus Idesheim bedeutet regionaltypisches Bauen dabei „die Auseinandersetzung mit der Frage, wie man das historische Bauen der vergangenen Jahrhunderte begreift, welche Alleinstellungsmerkmale man für sich daraus erkennen kann und vor allen Dingen, wie man diese Merkmale zukünftig in einer eifeltypischen Bauweise weiterentwickelt bzw. neu interpretiert.“

„Geprägt ist unsere Architektur aus dem Wurzeln der Geschichte. Die Gestaltung unseres Lebensraumes ist eine wichtige Verantwortung für die Zukunft. Das auseinandersetzen mit den Bedürfnissen und Wünschen des Nutzers steht dabei natürlich im Vordergrund. Ein sensibilisieren der Nutzer, gerade auch beim Umgang mit Bestandsbauwerken wird in Zukunft eine interessante Herausforderung“ - so formuliert Architekt Manfred Weber aus Bitburg seine Arbeit.

Auf die Frage, was denn regionaltypisches Bauen ausmacht, antwortet der Architekt Marco Hoffmann aus Wittlich: „..gleichberechtigtes Nebeneinander von Alt und Neu, Aufgreifen, Verarbeiten und Neuinterpretieren von typischen Merkmalen und Materialien. Aber nicht die bloße Fortsetzung der Tradition ist Marco Hoffmann wichtig, deshalb „darf und soll man erkennen, unter welchen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Vorzeichen das Gebäude entstanden ist.“ Letztlich will er die Bautradition pflegen und entwickeln. Sein Weg zum Entwurf geht über „...Aufgreifen, Verarbeiten und Neuinterpretieren...“

„Gute Architektur ist nicht nur Tradition, sie ist auch immer zeitlos. Sie wird auch daran zu messen sein, wie weit sie sich organisch in die nähere Umgebung und die Stadt einbindet.“ so Architekt Dieter Müller aus Neuerburg.

Bei dem in seinem Büro geplanten Wohnhaus in Rittersdorf stellt Architekt Johannes Götz aus Bitburg heraus: Die Kraft des Baukörpers, in dem alles unter einem Dach liegt, die Symmetrie des Haupthauses und die Beiläufigkeit der Garage, die Zweigeschossigkeit, die Regelmäßigkeit der Fassaden, die Proportionen, der Abschluss nach unten und nach oben durch Sockel und Sims, die ungestörte Dachfläche, der vorgelagerte, durch Buchenhecken gefasste Hof, die klare Definition von Straßenseite und Gartenseite, die Materialien und der Hausbaum stellen das Haus Ensch trotz seiner geringen Größe in die Bautradition der Eifel.

Regionaltypisches Bauen heißt für Architektin Anja Axt aus Trier: "Bewahren von Ursprünglichkeit und harmonischer Gleichartigkeit von Gebäuden, Ortsbildern, Dörfern und Landschaften. Es beinhaltete für mich ebenso Begriffe wie: Tradition, ortstypische Bauformen, geschmackvolle und handwerkliche Qualität in der Gestaltung von Bauten und ihrer Details, Wahl von regionaltypischen Baustoffen. Ein gelungener Einklang dieser Faktoren macht für mich den Reiz und die Attraktivität eines gelungenen Gebäudes und eines gesamten Ortsbildes aus."

Regionaltypisches Bauen bedeutet für Architekt Josef Rodemers aus Auw b. Prüm, den eigenständigen Charakter alter Gebäude zu erhalten und das Erscheinungsbild der dörflichen Gegend zu wahren. Seiner Meinung nach bilden gerade die regionaltypischen Bauwerke einen geschlossenen und abgerundeten Dorfcharakter.

 

„Die Architektur ist eine ernste Sache und wenn im Zeitgeist heute so viel von Witz, Spaß, Ironie und lustigen Einfällen die Rede ist, so weiß man doch nicht, ob ein noch so guter Witz eine so lange Dauer überleben würde. Bauen ist ein dauerhaftes und bleibendes Geschäft, es eignet sich nicht für Späßchen und humorvolle Pointen, aus denen leicht Possen und Kalauer werden.“ So das Statement von Architekt Prof. Oswald Matthias Ungers, Köln zur Eröffnung seines Gemeindehauses 1998 in der Gemeinde Utscheid.